Mir geht’s gut und eigentlich ist alles schon total zum
Alltag geworden. In der Schule läuft es so weit ganz gut. In Mathe (wie ihr
vielleicht wisst ja nicht gerade mein liebstes und stärkstes Fach) steh ich bis
jetzt auf 90%, was mich wirklich stolz macht. Die Noten sind hier werden in % angegeben und von A+ bis F,
wobei E allerdings nie vergeben wird und die meisten Schüler mit einem C schon
unzufrieden sind. In den anderen Fächern bin ich bis jetzt auch sehr gut.
Wir haben jetzt noch einen zweiten deutschen
Austauschschüler auf der Schule der in meinem Geschichtskurs ist. Er kommt aus
Hamburg und findet mein schwäbisch sehr amüsant.
Gestern bin ich von British Literature in American
Literature gewechselt. In British Literature haben wir bis jetzt „Beowulf“ (das
älteste aufgezeichnete Buch Groß Britanniens, ca. aus dem 6. Jahrhundert) und
„Sir Gawain and the Green Knight“ gelesen und ich habe einfach nichts
verstanden. Ich habe gehofft, dass sich das mit der Zeit gibt, aber eine
Englischlehrerin mit der ich mich unterhalten habe hat mir diese Hoffnung
genommen und erzählt, dass der deutsche Austauschschüler vom letzten Jahr
irgendwann mitten im Jahr aufgegeben hat. Das hieß für mich nichts wie auf zum
Guidance (Büro in dem die Stundenpläne und eigentlich alles Organisatorische
gemacht wird) zum Umwählen. Meine Ansprechpartnerin, die an dem Tag als ich
eigentlich meine Fächer gewählt habe nicht da war hat mich mit den Worten
empfangen: „Ich habe mich schon gewundert, dass du nicht schon längst zum
Umwählen aufgetaucht bist“. Sie konnte es genau wie jeder andere nicht
verstehen, warum ich in British Literature eingeteilt wurde, weil ich ja
eigentlich nach Amerika gekommen bin um etwas über die amerikanische Kultur und
Geschichte zu lernen. Um in einen Honors-Kurs (auf Gymnasialebene) zu kommen
musste ich meinen Bank-Kurs tauschen (zum besseren Band-Kurs, wo ich fast jeden
kenne :D) und meinen Sport-Kurs. Da bin ich jetzt leider nicht mehr in einem
Kurs mit nur 6 Leuten. Trotzdem fangen wir morgen mit Kanu&Kajak auf dem
schuleigenen See an. Leider kann ich jetzt warum auch immer im 2. Halbjahr
anstatt Sport kein Anatomy mehr nehmen, was mich echt interessiert hätte und
die Lehrerin aus British Literature war auch meine Lieblingslehrerin.
Insgesamt ist die Aussage, dass Schule in Amerika total
einfach und stressfrei ist nur teilweise zutreffend. Zugegeben, man kann es
sich sehr einfach machen. Wenn man nachmittags keinen Sport macht und nur
einfache Kurse wählt ist es echt nicht schwer. Aber wenn man anspruchsvolle
Kurse auf Collegeniveau wählt und Sport betreibt, ist man echt beschäftigt und
hat relativ wenig Freizeit. Was mir erst hier klar geworden ist: alle High
Schools sind Gesamtschulen. Man kann sie also keinesfalls mit reinen Gymnasien
vergleichen.
Gestern Abend hatten wir zum zweiten Mal Band-Gesamtprobe.
Es gibt ja insgesamt drei verschiedene Band-Kurse und mittwochabends haben wir
alle zusammen 2 ½ Stunden Probe. Es ist einfach nur genial weil wir 89 Leute
sind und auf einem richtig hohen Level spielen. So wie ich das verstanden habe
sind wir auf dem höchsten Level, das High School Bands erreichen können und das
Windensemble (der beste der drei Band-Kurse, der auch quasi ein eigenes
Orchester ist) hat wohl in den letzten 17 Jahren auf jedem Festival den ersten
Platz erreicht. Für mich ist das nicht ganz so einfach, denn obwohl ich einige
Jahre mehr als alle anderen schon ein Instrument spiele, bin ich so ein Niveau
nicht gewöhnt und schlicht zu langsam für vieles ;-)
Auf jeden Fall ist es echt eindrucksvoll in einem so guten
und großen Orchester mit so krassem Sound zu spielen.
Da ich zwischen Cross Country und Band nur knapp 1 ½ Stunden
Zeit haben, bleiben ich und ein paar andere einfach in der Schule und bestellen
Pizza. Ist zwar total witzig, aber echt blöd wenn man erst um viertel nach neun
nach Hause kommt und noch einen Berg Hausaufgaben hat.